Wir leben in extremen Zeiten. Klima, Wirtschaft, Gesellschaft: alles ändert sich. Kinder und Jugendliche wachsen heute in einer Welt auf, die Entwicklungspsycholog*innen als chaotisch und nicht mehr in Ordnung beschreiben. Theaterpädagogik vermittelt wichtige Kompetenzen, um sich in einer Welt wie dieser zu orientieren und handlungsfähig zu sein. Gleichzeitig sind viele junge Menschen in ihrem Weltvertrauen so erschüttert, dass sie sich von theaterpädagogischem Handeln überfordert oder gar provoziert fühlen. Immer häufiger kommt es zu Herausforderungen – gerade in theaterpädagogischen Projekten im Kontext von Demokratiebildung. Der Fachtag sucht nach Lösungen für dieses Dilemma. Der Fachtag richtet sich an Studierende, Lehrende sowie an Theaterpädagog*innen, im schulischen und außerschulischen Bereich.
 
Termin: Freitag, 12. Dezember 2025 von 10-17 Uhr
Ort: HBK Braunschweig, Aula, Johannes-Selenka-Platz 1, 38118 Braunschweig
Teilnahme: kostenlos, Fahrt- und Übernachtungskosten können LaT-Mitgliedern auf Anfrage anteilig erstattet werden.
Anmeldung: bis zum 21.11.2025 unter www.eveeno.com/extrem

>> Programmflyer (PDF) 

PROGRAMM:    

Zeitplan
09.30 – 10.00 Ankommen und Kaffee
10.00 – 10.40 Begrüßung und Grußworte
10:40 – 11:15 Warm-Up und Impulse
11:15 – 11:30 Kaffee
11:30 – 12:15 Panel 1
12:15 – 13:15 Mittagessen
13:15 – 15:45 Workshops
15:45 – 16:00 Kaffee und Kuchen
16:00 – 16:45 Panel 2
16:45 – 17:00 Abschluss 

 

———————–IMPULSE

Wie Theaterpädagogik Demokratiebildung fördert

    1 Das Forschungsprojekt „KuBiDemo“

Die Bundesakademie Wolfenbüttel stellt das Forschungsprojekt KuBiDemo“ vor, in dem untersucht wurde, wie ästhetische Praxen zur Demokratiebildung beitragen. Der Vortrag beleuchtet insbesondere die Ergebnisse der Darstellenden Künste, aus denen hervorgeht, wie theaterpädagogische Projekte gestaltet sein müssen, damit sie demokratiefördernd wirken. 

Referentin: Prof. Dr. Vanessa-Isabelle Reinwand-Weiß, Prof. für Kulturelle Bildung an der Stiftung Universität Hildesheim und Direktorin der Bundesakademie Wolfenbüttel (BAK)

    2 Das Programm „Agorai“

Die Stiftung Niedersachsen stellt ihr neues Programm „Agorai – Demokratie durch Kultur gestalten“ vor. Es fördert die kulturelle Demokratiebildung in den zehn theaterpädagogischen Zentren in Niedersachsen. Es wird vom Landesverband Theaterpädagogik Niedersachsen durchgeführt und von der  Bundesakademie Wolfenbüttel wissenschaftlich begleitet. 

Referentin: Lavinia Francke, Generalsekretärin der Stiftung Niedersachsen, Juristin, Rechts- und Theaterwissenschaftlerin

———————–PANELS:

1 Erfahrungsaustausch –  Worüber reden wir?
Kolleg*innen aus der schulischen und außerschulischen Theaterarbeit berichten über Herausforderungen von Theaterarbeit und Demokratiebildung. 

2 Lösungsaustausch – Wie im Gespräch bleiben?
Die Workshopleiter*innen diskutieren die Ergebnisse des Fachtags und ermitteln Lösungsstrategien, wie Theaterpädagog*innen in herausfordernden Situationen mit Teilnehmenden in Kontakt bleiben können.

————————WORKSHOPS:

1  ROTE LINIEN – Handlungstraining für den Umgang mit radikalen Äußerungen
Wie gehe ich als Theaterpädagog*in damit um, wenn es in meinem Projekt zu abwertenden Äußerungen kommt? Ist das, was ich als „radikal“ empfinde, wirklich zu viel oder noch eine legitime vertretbare Meinung? Wo endet die pubertäre Provokation und wo beginnt die menschenverachtende Parole? Wie bewahre ich einen kühlen Kopf, wenn es in mir brodelt? Und wie gelingt es eine Grenze zu ziehen und gleichzeitig ein Beziehungsangebot auszusprechen? Der Bildungsreferent*innen vom CREW-Kollektiv laden zum praktischen Handlungstraining mit Methoden des Forumtheaters ein.

Achtung: Im Rahmen der Reenactments wird diskriminierende Sprache reproduziert.

Workshopleitung: Albi Becker, Referent für politische Bildung, Mitglied im CREW-Kollektiv und Mitarbeiter bei der Rote Linie – Pädagogischen Fachstelle Rechtextremismus // Lisa Ortwein, Referentin für außerschulische Bildungsarbeit, Mitglied im Crew-Kollektiv, tätig in Autonomen Frauenhaus und in Fachberatungsstelle bei Häuslicher Gewalt, System. Beraterin/Therapeutin in Ausbildung

2 GLEICH KNALLT’S – Widerstand als Motor
Deep Democracy ist eine Methode, die Widerstand nicht als Hindernis, sondern als Motor für Entwicklung erachtet. Sie hat ihren Ursprung in Südafrika, wo sie entwickelt wurde, um Menschen in hocheskalierten Konflikten zu einer gemeinsamen Lösung zu führen. Radikales Zuhören und radikale Ehrlichkeit ermöglichen konstruktiven Streit und öffnen Raum für Emotionen, in dem jede Meinung zählt. Im Workshop wird die Anwendung von Deep Democracy auf die Theaterpädagogik erforscht.

Workshopleitung: Liane Kirchhoff, Geschäftsführerin der tpw Theaterpädagogische Werkstatt und Systemische Coachin

3 DRUCK – Wie wir uns überfordern
Mit Theater die Demokratie stärken? Theaterpädagogik hat zweifellos großes Potenzial – und es ist ermutigend, wenn wir ihr so viel zutrauen. Doch was bedeutet das für uns ganz persönlich? Welche Aufträge nehmen wir an – bewusst oder unbewusst –, und wie beeinflussen sie unsere Arbeit? Aus Perspektive der künstlerisch-systemischen Therapie werden im Workshop eigene und fremde Erwartungshaltungen achtsam hinterfragt. Eine Einladung, innere Klarheit zu gewinnen, mutige Entscheidungen zu treffen und die eigenen Ressourcen bewusst zu nutzen.

Workshopleitung: Sandra Anklam, Leiterin des Fachbereichs Theater, Systemische Theaterpädagogik, Performance-Kunst und Künstlerisch-Systemisches an der Akademie der kulturellen Bildung Remscheid

 

Veranstalter: LAT Niedersachsen in Zusammenarbeit mit den Studiengängen Darstellendes Spiel der HBK Braunschweig und der Leibniz Universität Hannover

Förderer: Ministerium für Wissenschaft und Kultur, Hochschule für Bildende Künste Braunschweig, Leibniz Universität Hannover.